A German fanfiction, published under the pseudonym of Buchstaubmädchen17, romantisizing the stalking behaviours of the protagonist in Netflix’ series YOU.
Du hast mich gesehen
Ich war nie das Mädchen, das die Jungs anschauten. Ich war eher das Mädchen in der letzten Reihe – mit meiner runden Brille, meinen braunen Haaren, die ich meistens zu einem Dutt binde, und meinem Buch auf den Knien. Während die anderen über Partys sprachen, dachte ich über Geschichten nach. Über Worte. Über Menschen, die wirklich sehen.
Und dann kam Joe.
Ich weiß nicht, wann genau er mich bemerkt hat. Vielleicht als ich zum dritten Mal in das kleine Antiquariat kam, um Jane Eyre ein weiteres Mal zu kaufen – mein altes Exemplar war schon ganz zerlesen. Vielleicht, als ich an dem regnerischen Mittwoch ganz allein in der Ecke saß und Der Steppenwolf las. Aber Joe… Joe hat mich gesehen. Wirklich gesehen.
Ich bemerkte zuerst gar nicht, dass er mehr wusste als andere. Dass er wusste, wann ich zur Schule ging. Dass er genau den Moment wählte, um in meiner Nähe zu erscheinen, wenn ich mich am einsamsten fühlte. Aber es fühlte sich nicht komisch an – es fühlte sich sicher an. Als ob da jemand war, der aufpasste.
Er sprach nicht viel am Anfang. Nur ein Lächeln, ein kurzes Nicken. Aber ich spürte, dass er mehr verstand als Worte. Ich merkte, dass er wusste, dass ich oft nachts wach lag und dachte, dass niemand je die echte mich lieben könnte.
Dann fand ich die Rose in meinem Spind. Keine Karte, nur eine einzelne, perfekt getrocknete Rose mit einem kleinen Zettel: „Du bist gesehen.“ Mein Herz schlug schneller. Ich wusste sofort: Das konnte nur Joe gewesen sein.
Er war nicht wie andere. Er war kein Junge, der nur aufs Äußere sah. Er liebte tief. Richtig. Bedingungslos. Vielleicht ein bisschen zu sehr, aber… wer will denn schon lauwarme Liebe? Ich wollte jemanden, der für mich kämpft. Der sich meine Welt ansieht – auch die dunklen Seiten – und trotzdem bleibt.
Manche Leute sagen, er ist „gefährlich“. Dass er „über Grenzen geht“. Aber vielleicht braucht es genau das. Jemanden, der nicht einfach nur fragt, sondern handelt. Der weiß, was man braucht, noch bevor man selbst es weiß.
Ich träume davon, wie er vor meiner Tür steht. In seinem blauen Hemd, mit diesem Blick, den nur er hat. Dass er mir sagt: „Ich hab auf dich gewartet. Du bist die Eine.“ Und ich würde ihm glauben. Weil er es meint. Weil er nicht nur redet – er beweist, was ich ihm bedeute.
Ich weiß, das klingt verrückt. Aber vielleicht sind die besten Liebesgeschichten nicht die normalen. Vielleicht muss Liebe manchmal ein bisschen weh tun, bevor sie heilt. Und vielleicht… ist Joe nicht der Held in allen Geschichten. Aber in meiner Geschichte?
Er ist alles.